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Cover: Kunst und Gegenkultur
28. Mai 2023 , 15:00 - 9. Juli 2023 , 18:00
FreeMit der Ausstellung „Schallplattencover – Kunst und Gegenkultur“ würdigt das Zentrum „b-05 Kunst – Kultur – Natur“ im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz vom 28. Mai bis zum 9. Juli 2023 auf seinem Gelände im Montabaurer Stadtwald die künstlerische Bedeutung eines Mediums, das Generationen von Musikern und Musikliebhabern geprägt hat.
Totgesagte leben länger – das gilt auch für die Schallplatte. Mit der Einführung der Compact Disc (CD) als neuem Tonträger ertönte Anfang der 1980-er Jahre erstmals der Abgesang auf die Vinylscheiben, die als Nachfolger der Schellackplatten seit 1930 allmählich den Musikmarkt erobert hatten. Doch weit gefehlt: Längst gehört die Schallplatte wieder zur aktuellen Musikkultur dazu.
Im Mittelpunkt der Ausstellung „Schallplattencover – Kunst und Gegenkultur“ steht allerdings nicht der Tonträger, sondern seine „Verpackung“, das Cover. Schallplattencover sind Ikonen der Populärkultur, die unsere Geschichte geprägt und in Bilder gebracht haben. Wer erinnerte sich nicht an die erste selbst gekaufte Platte und für wen ist die eigene Geschichte nicht mit dieser oder jener Schallplatte verbunden?
Die Cover wecken Erinnerungen, lassen Songs und Melodien wieder aufleben und eröffnen zugleich ein Panorama von Stilen und Musikrichtungen, Neuorientierungen und Experimenten. Punk und Pop, Rock und Heavy Metal, Funk und Folk und vieles andere mehr finden in den Covern ihren Ausdruck.
Nachdem die ersten Schallplattencover lediglich als Schutzhüllen für den empfindlichen Inhalt gedient hatten, entwickelte sich die moderne Cover-Gestaltung ab den späten 1940er Jahren zunehmend zum künstlerisch ambitionierten Marketinginstrument. Als Initiator dieser Entwicklung gilt der Designer Alex Steinweiss, der damals für das Label „Columbia Records“ arbeitete und mit seinen Entwürfen als Erster konkreten Bezug nahm auf Musiker und deren Werk.
Designer, Musiker wie Produzenten griffen bei der Gestaltung von Covern später gerne auf bildende Künstler zurück, darunter Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Richard Hamilton und Gerhard Richter. Triebfeder dieser Entwicklung waren oft die Musiker selbst, die Cover sollten demnach oft auch der Erhebung des gesellschaftlichen Status’ der Musiker dienen.
Kunst und Kitsch, Mode und Musik, Film und Fotografie: Für Andy Warhol gehörten diese Elemente zusammen. Daher arbeite er auch mit den unterschiedlichsten Medien und gestaltete neben seiner künstlerischen Arbeit mit Gemälden, Drucken und Filmen auch zahlreiche Plattencover. Die ursprünglich abziehbare Banane des Velvet Underground-Covers und Sticky Fingers der Rolling Stones mit dem aufziehbaren Reißverschluss sind die wohl bekanntesten Beispiele. Die schrill-bunten Bilder von Aretha Franklin und Diana Ross erinnern hingegen eher an seine Monroe-, Mao- oder Mona Lisa-Serien. Und Warhol wurde selbst zum ikonischen Vorbild.
Pop und Politik gehörten immer schon zusammen. Spätestens im Zeitalter des Punk wurden die politischen Botschaften dann auch fordernder. Platten wurden zu politischen Pamphleten, denen Poster, Flugblätter und Plakate beigegeben wurden, um das Programm in die Welt zu bringen. Einige Bands wie die englische Anarcho-Punk-Gruppe Crass verwandelten gleich die Cover in Plakate. Andere, wie The Pop Group, legten ganze Zeitschriften und Folder bei. Und selbst bescheidenere Plakate wie bei Ton, Steine, Scherben oder Floh de Cologne zeigen, dass die Musik vor allem eines sein wollte: politischer Kampf.
Die Ausstellung im b-05 Kulturzentrum zeigt Schallplattencover aus mehr als 70 Jahren Musikgeschichte und bietet einen Überblick über diese besondere Form der Ästhetik. Von Kult bis Kitsch und von AC/DC bis Frank Zappa durchreist man die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte bis zur Gegenwart.
Ausgestellt werden mehr als 100 Schallplatten-Cover, darunter viele Ikonen der Musik/Kunst/Kulturgeschichte aus Privatsammlungen von Vinyl-Fans aus der Region.
Vernissage: Sonntag, 28. Mai 2023, 15 Uhr, auf dem Gelände des b-05 Kulturzentrums.