Zur Ausstellung „Hintergedanken“ von Thekla Greiner

„Zu meiner Zeit als Lehrerin hat mich ein „Fünftklässler“ gefragt: „Frau Greiner, malen Sie auch selbst, oder lassen Sie nur malen“. Da musste ich ja tätig werden! Nun, viele Jahre später, sind die Ergebnisse hier in diesem wunderbaren Kleinod: Kunst- und Naturareal des b-05 zu sehen.


Viele Bildideen sind auf Reisen entstanden, weil ich da entspannter unterwegs bin, keine Einkaufslisten oder To-Do-Listen abarbeiten muss. Und dann profitiere ich auch davon, dass ich die Dinge, die um mich herum passieren, anders, aufmerksamer wahrnehme. Manchmal vermischt sich dann die Realität mit der Phantasie, mit Träumen. Wie auf dem Bild mit dem Jungen, der einfach dasteht, nichts passiert, ausser, dass der Zug weiterfährt. Wo kommt der Knabe her, was denkt er, wo will er hin? Ist ihm auch so verdammt heiß, wie mir? Warum fällt einem gerade so etwas ins Auge, bekommt Bedeutung?
Fragen, Gedanken zu den Bildern, „Hintergedanken“.


Als ehemalige Kunstlehrerin höre ich oft, ja, ich war ja nicht gut in Kunst, im Malen. Doch darum geht es gar nicht. Jeder Mensch hat eigene Fähigkeiten und setzt seine Kreativität anders ein. Ein Heizungs-Monteur muss anders erfinden, als die Optikerin. Was aber für jeden Menschen wertvoll ist, die Welt, die Farben, die Schönheit, auch zum Teil im vermeintlich Hässlichen aufmerksam wahrnehmen und geniessen zu können. Der andere Blick – das ist für mich Lebensqualität. Manchmal wie Kinder Dinge zu entdecken, die eigentlich bedeutungslos sind: wie die 2-jährige Marta (meine Großnichte) am Wasserbecken sitzt und die Bienen beobachtet, wie sie Wasser trinken. Diese Bilder auf der „Festplatte im Kopf“ bleiben und prägen das Leben mit, wenn man sich darauf einlässt. Einfachen, inneren Festplattenbildern Bedeutung zu geben, das ist meine Intention und ich hoffe, dass die BetrachterInnen, ebenso das Glück des besonderen Wahrnehmens geniessen können oder durch die Ausstellung meiner Bilder Ideen und Anregung finden und Freude haben, bei all dem Durcheinander auf der Welt…“

Zu diesem Thema, noch eine kleine Lyrik von Gottfried Benn, 1886-1956 :
Wenn man von Faltern liest, von Schilf und Immen,
dass sich darauf ein schöner Sommer wiegt,
dann fragt man sich, ob diese Glücke stimmen
und nicht dahinter eine Täuschung liegt?

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